Miszelle
Veröffentlicht am: 
26. Januar 2008

Im Rahmen der Mitgliederversammlung des Arbeitskreises Militärgeschichte e. V. anlässlich der Jahrestagung 2008 in Jena wurde am 14. November 2008 zum dritten Mal der Wilhelm-Deist-Preis für Militärgeschichte verliehen. Ausgezeichnet wurde Christoph Nübel, M.A., für eine 2007 an der Philosophischen Fakultät der Universität Münster eingereichte Magisterarbeit mit dem Titel "Die Mobilisierung der Kriegsgesellschaft 1914 bis 1918: Das Beispiel Münster" (publiziert als "Die Mobilisierung der Kriegsgesellschaft. Propaganda und Alltag im Ersten Weltkrieg in Münster", Münster 2008). Der Wilhelm-Deist-Preis ist mit € 500,00 dotiert.

Laudatio:

Es ist mir eine Freude, Ihnen den Preisträger des Wilhelm-Deist-Preises 2008 und seine Arbeit vorzustellen. Christoph Nübel wurde 1982 in Heide geboren und hat von 2202 bis 2007 an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster Neuere und Neueste Geschichte, Politikwissenschaft, Volkskunde und Öffentliches Recht studiert. Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um seine Magisterarbeit. Diese trägt den Titel: Die Mobilisierung der Kriegsgesellschaft 1914 bis 1918. Das Beispiel Münster.

Die Stadt Münster empfahl sich aufgrund ihrer soziokulturellen Verfasstheit geradezu für ein solches Unternehmen: ein starkes katholisches Milieu, gleichzeitig aber eine Garnison mit Generalkommando und schließlich auch eine Universitätsstadt. Aus dem Süden „stahlt“ das Ruhrgebiet politisch noch ab und hinter der Stadtgrenze beginnt – in jeder Hinsicht – flaches, westfälisches Bauernland. Eine recht interessante Mischung also, wenn man sich mit der Frage beschäftigt, welche Wirkungen der Ausbruch des Weltkrieges 1914 auf die bis dahin teilweise scharf aufeinandertreffenden öffentlichen Meinungen zeitigte. Wie entwickelte sich die Stimmung auf der kommunalen Ebene angesichts der sich seit 1916 vollziehenden Totalisierung des Krieges und der Ausbreitung von Mangelwirtschaft, sozialer Not und politischer Unruhe? Welche Feindbilder, welche Kriegsziele formulierte man in Münster? Welche Erwartungen – Stichpunkt: Konfessionsfrage, Stichpunkt: Wahlrechtsreform – wurden formuliert für die Zeit nach dem Krieg?

Christoph Nübel hat die schon seit einigen Jahren beforschten Themen Kriegserwartung, Augusterlebnis und städtische Gesellschaft im Krieg aufgegriffen und hat die Erträge und Thesen an einem kommunalen Fallbeispiel mustergültig geprüft. Methodisch hat er auf die historische Diskursanalyse zurückgegriffen, die zwar vielfach in den Einleitungen wissenschaftlicher Qualifizierungsarbeiten angeführt wird, dann aber tatsächlich nur selten wirklich als Instrument angesetzt wird. Bei Herrn Nübel ist auch dies erkenntnisleitend und zielführend umgesetzt worden. Schließlich – und das ist gerade für wissenschaftliche Arbeiten immer wieder anzumahnen – liest sich die Arbeit einfach sehr gut. Davon können Sie sich übrigens selbst überzeugen, da die Arbeit inzwischen auch publiziert wurde.

Eine Bemerkung sei aber noch angebracht: Zwar ist es keine Vorbedingung für eine Prämierung, doch in diesem Fall konnte der Autor natürlich in besondere Weise auch auf die Forschungserträge des Namensgebers des Preises, unseres verstorbenen Vorsitzenden Wilhelm Deist, zurückgreifen. Mir scheint es, als habe er das mit Gewinn getan und ich weiß auch, dass das Wilhelm Deist sehr gefreut hätte.

Herr Nübel arbeitet momentan am Graduiertenkolleg der Universität zu Kiel an einem Dissertationsprojekt, das sich mit Kriegslandschaften und Raumwahrnehmungen deutscher Soldaten befasst. Mir scheint es also, dass wir von Herrn Nübel auch weiterhin hören und lesen werden. Wenn der Wilhelm-Deist-Preis auch nur einen kleinen Anteil dazu leistet, dass wir den wissenschaftlichen Nachwuchs auch über den Magister hinaus für Fragestellungen der Militärgeschichte interessieren können, dann ist damit schon etwas Wichtiges geleistet.

(Dr. Markus Pöhlmann )

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