Burgen des Nordens 3 - Burgen und Befestigungen im Zeitalter der Reformation und Konfessionalisierung. Das Heilige Römische Reich und die Staaten West- und Nordeuropas, 1500 - 1620

Datum: 
Montag, 9. Oktober 2017 bis Mittwoch, 11. Oktober 2017
Ort: 
Flensburg
Deadline: 
Sonntag, 15. Januar 2017

Die Epoche der Konfessionalisierung zwischen 1500 und 1620 hat das mittelalterliche Europa innerhalb von etwas mehr als einem Jahrhundert grundlegend verändert und ist als Zeit eines Transformationsprozesses zwischen mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Welt zu sehen. In dieser Ära wurden nicht nur alte Burgen ausgebaut, sondern es entstanden auch Neubauten in allen Zwischenstufen vom unbefestigtem Herrensitz über burgähnliche Anwesen bis zur landesherrlicher Festung.

Immer wieder wurde und wird allerdings das Ende des mittelalterlichen Burgenbaus für die Zeit um 1500 postuliert. Vorzugsweise wird die Einführung und zunehmende Verbesserung der Feuerwaffen zu einer schlagkräftigen Artillerie hierfür verantwortlich gemacht, welcher die bisherigen Befestigungen angeblich nicht mehr hätten widerstehen können und somit militärisch obsolet geworden wären. Die Mehrzahl neuer Adelssitze wurde aber selbstredend weiterhin befestigt - nicht unbedingt zur Verteidigung gegen große Heere mit Kanonen, sondern gegen Handstreiche und Überfälle, womit erprobte Konzepte bis ins 17. Jahrhundert tradiert wurden. Daneben entstanden mit dem Ausbau einzelner Burgen und Stadtbefestigungen große Landesfestungen, getragen von der Finanzkraft der aufstrebenden Landesherren, die sich im Heiligen Römischen Reich der Reformation anschlossen und eine mächtige Opposition im Sinne ständischer Libertät gegen den Kaiser bildeten. Burgen wie die Wartburg boten Reformatoren wie Luther landesherrliche Zuflucht und sie spielten wie die Stadtfestungen eine wichtige Rolle zur Absicherung der reformatorischen Sache gegen den Kaiser und die katholischen Mächte. Durch die Reformation aufgelassene Klöster gelangten in landesherrlichen Besitz, und wenn im Frühmittelalter zahlreiche Adelige ihre Eigenburgen in Klöster per Stiftung umwandelten, so ist nun eine gegenläufige Bewegung zu konstatieren: manches Kloster wandelte sich zur Burg.

Die Tagung will diese Entwicklungen in den Fokus nehmen und fragt nach den politischen und architekturgeschichtlichen Bedingungen für den Burgenbau und nach seiner Entwicklung im Mittel- und Nordeuropa zur Zeit der Reformation. Handelt es sich wirklich um "the twilight of medieval castles", wie ein Buchtitel von Stéphane William Gondoin 2009 suggeriert, oder nicht eher um eine Spätblüte? Einer der Schwerpunkte soll dabei auf dem Nord- und Ostseeraum, besonders den skandinavischen Ländern liegen, in denen in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts so gewaltige königliche Festungen wie Gripsholm, Kalmar, Sønderborg oder Uppsala entstanden, aber auch eine ganze Reihe kleinerer Burgen wie Spøttrup oder Egeskov. Sie sind im Zusammenhang mit der weiteren Ausbildung der skandinavischen Staatenwelt zu sehen, in denen damals die Reformation eingeführt wurde.

Folgende Fragen und Untersuchungen sollen im Zentrum der Vorträge stehen:

-   Welche Rolle spielten Burgen für den Adel als Mittel zu seiner Selbstdarstellung?

-   Welche Rolle spielten protestantische und katholische Mächte im Rahmen der Befestigungsentwicklung, Kriegführung und Militärtechnik?

-   Welchen politischen und realen militärischen Wert besaßen Burgen in den verschiedenen militärischen Konflikten des Reformationszeitalters?

-   Welche Bauformen wählten die Auftraggeber für ihre Bauvorhaben?

-   Wie manifestieren sich gesellschaftliche Unterschiede innerhalb des Adels im Burgenbau des 16. Jahrhunderts?

-   Welche Verbindungen bestanden zwischen den Bauherren auf architektonischem wie auch militärtechnologischem Gebiet?

-   Welche neuen Methoden und Möglichkeiten gibt es auf dem Gebiet der archäologischen und historischen Forschung zu Befestigungen?

Vorträge sind in deutscher und englischer Sprache willkommen, die Redezeit wird 20 min betragen. Einsendungen von Exposes (bis max. 1000 Zeichen) werden erbeten an Assoc. Professor Dr. Rainer Atzbach (rainer.atzbach@cas.au.dk)

Tagungsort:  Borgerforeningen, Holm 17, 24937 Flensburg

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Kontakt:

Assoc. Professor Dr. Rainer Atzbach

Institut for Kultur og Samfund - Middelalder- og Renæssancearkæologi

Aarhus Universitet

+45 871 62052

rainer.atzbach@cas.au.dk