Michael Schefzik: Krieg – eine archäologische Spurensuche

Veranstaltung aus Anlass des 380. Jahrestages der Schlacht bei Wittstock, 1636
Datum: 
Mittwoch, 21. September 2016
Ort: 
Wittstock/Dosse

Die archäologische Erforschung des Phänomens "Krieg" hat in den letzten 20 Jahren enorme Fortschritte gemacht: Schlachtfelder und Befestigungen wurden ausgegraben, Massengräber geborgen, unzählige Skelette mit Verletzungsspuren untersucht, Waffen sowie bildhafte Darstellungen und historische Texte analysiert – mit fundamentalem Erkenntnisgewinn.

Aber seit wann kennen wir überhaupt "Krieg"? Sind Aggression und Gewalt ureigenster Teil unseres Wesens? Spuren an menschlichen Skeletten altsteinzeitlicher Jäger und Sammler scheinen das zu belegen. Von wirklichen kriegerischen Auseinandersetzungen können wir jedoch erst ab der Jungsteinzeit sprechen, in der wir Menschen sesshaft wurden und uns an Land und Haus banden. Im Laufe der folgenden Jahrtausende bildete sich schließlich ein eigener Stand von Kriegern heraus. Kennzeichnend für diese Krieger sind eine spezialisierte Bewaffnung und ein besonderes Selbstverständnis, das sich u.a. in Statuen, Felsbildern und Grabinventaren widerspiegelt.

Als besonders spannendes Fallbeispiel für die Kriegsarchäologie werden im Rahmen des Vortrages zunächst die aktuellen Untersuchungen des Schlachtfeldes von Lützen (1632) mit einem insgesamt im Erdblock geborgenen Massengrab mit 47 Toten vorgestellt. Der hervorragend erhaltene Befund bietet Dank modernster Untersuchungstechnik die einmalige Chance, jedem der namenlosen Toten wieder ein Gesicht und eine Identität zu geben. An Hand der mehreren tausend Funde vom Schlachtfeld, vornehmlich Bleigeschosse, können die historisch überlieferten Angaben zum Schlachtgeschehen überprüft werden. Lützen ist neben Wittstock das zweite Massengrab aus einem Schlachtereignis des Dreißigjährigen Krieges und bietet interessante Vergleichsmöglichkeiten.

Der Gang durch die Anfänge des Krieges endet mit den spektakulären Überresten der ältesten bekannten Feldschlacht Mitteleuropas: Im mecklenburgischen Tollensetal bei Weltzin schlugen sich in der Spätbronzezeit mehrere tausend Krieger mit Holzkeulen, Pfeil und Bogen, Lanzen und Schwertern. Die Überreste der Schlacht blieben im feuchten Morast bis heute gut erhalten.

Der Archäologe Dr. Michael Schefzik ist Referatsleiter und stellvertretender Abteilungsleiter für Ausstellungen, Öffentlichkeitsarbeit und Marketing am Landesmuseum für Vorgeschichte Halle (Saale).

Veranstaltungsort:  Kreismuseen Alte Bischofsburg, Amtshof 1 - 5, 16909 Wittstock/Dosse

Termin:  18.00

Eintritt:  € 5

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Kontakt:

Antje Zeiger

Kreismuseen Alte Bischofsburg mit Museum Dreißigjähriger Krieg und Ostprignitzmuseum

Wittstock

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