"Nur leichte Kämpfe im Raum Da Nang" - Hans-Dieter Grabes humanitäre Kamera im Vietnamkrieg

Datum: 
Dienstag, 15. April 2014
Ort: 
Mainz

"Durfte man das dem Publikum zumuten - so kurz nach dem Abendbrot?" fragte der Funk-Report im Oktober 1970 nach der Ausstrahlung des dokumentarischen Antikriegsfilms "Nur leichte Kämpfe im Raum Da Nang" im Abendprogramm des ZDF. Die Frage war rein rhetorisch gemeint. Zwar zeigten Hans-Dieter Grabes Filmaufnahmen vom deutschen Hospitalschiff "Helgoland" nicht nur die von deutschen Ärzten und Medizinern geleistete humanitäre Hilfe im Vietnamkrieg, sondern konfrontierten Deutschlands Fernsehzuschauer in schockierender Offenheit zur Hauptsendezeit mit den Wunden, Verstümmelungen und dem Leid der zivilen Opfer. Doch Programmverantwortliche wie Kritiker waren sich weitgehend einig, dass man solche Bilder nicht nur zeigen durfte, sondern musste: Einen "Appell zur Humanität durch das Aufzeigen der Bestialität" des Krieges nannte die Süddeutsche Zeitung damals den Film. Heute gilt er zurecht als ein Klassiker des dokumentarischen Antikriegsfilmes, an dem sich die mediale Visualisierung von Leid und Elend in humanitärer Absicht gut diskutieren lässt.

Aus diesem Grund bietet das Leibniz-Institut für Europäische Geschichte die Möglichkeit, mehr als vier Jahrzehnte nach Ausstrahlung des Filmes mit dem mehrfach preisgekrönten Regisseur selbst ins Gespräch zu kommen. Das IEG empfängt Hans-Dieter Grabe zu einem Film- und Diskussionsabend im Konferenzraum des Instituts. Gezeigt wird zunächst der Film "Nur leichte Kämpfe im Raum Danang". Im anschließenden Gespräch mit dem Filmemacher wird es, ausgehend vom Film, auch um grundlegende Fragen des Verhältnisses von humanitärer Hilfe und Medien, der Ethik des Zeigbaren sowie der Funktion des Dokumentarfilmers als Augen- und Zeitzeuge von Leid, Kriegen und Krisen seit den 1970er Jahren gehen.

Veranstaltungsort: Leibniz-Institut für Europäische Geschichte, Alte Universitätsstr. 19 (Konferenzraum, 1. OG), 55116 Mainz

Termin: 15. April 2014, 17.oo Uhr

Zur Person: Hans-Dieter Grabe, geboren 1937 in Dresden, studierte zehn Semester an der Regie-Fakultät der Deutschen Hochschule für Filmkunst in Potsdam-Babelsberg, ehe er 1959 die DDR verließ. Zunächst als freier Mitarbeiter beim Bayerischen Rundfunk in München tätig, wechselte er 1963 in die Hauptredaktion Außenpolitik beim neu gegründeten ZDF. Dort produzierte er bis zu seinem Ruhestand 2002 57 Dokumentarfilme und zahlreiche gesellschaftspolitische Nachrichten- und Magazinbeiträge. Bekannt wurde Grabe für sorgfältige Langzeitstudien und einfühlsame Portraits individueller Schicksale und Lebenswege, die gleichzeitig Kernthemen und zentrale gesellschaftliche Entwicklungen der bundesrepublikanischen Zeitgeschichte erschließen. Für sein filmisches Werk wurde er vielfach ausgezeichnet, unter anderem 2002 mit dem Bundesverdienstkreuz.

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Kontakt:

Dr. Bernhard Gißibl

Leibniz-Institut für Europäische Geschichte

Alte Universitätsstr. 19

55116 Mainz

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